Seit 1901 werden jedes Jahr Personen, die besondere Leistungen in den Bereichen Physik, Chemie, Medizin, Literatur oder Friedensbemühungen erreicht haben, mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Dieser wird (indirekt) von Alfred Nobel gespendet, der in seinem Testament festgelegt hat, dass mit seinem Vermögen eine Stiftung gegründet werden sollte, deren Zinsen “als Preis denen zugeteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben”.
Ein sehr bizarres Ereignis aus dem Jahre 1888 dürfte an Nobels Entscheid, den Nobelpreis zu gründen, beteiligt gewesen sein. In diesem Jahr verstarb Alfreds Bruder Ludvig Nobel in Cannes (Frankreich). Die französischen Zeitungen berichteten über dieses Ereignis, verwechselten aber Ludvig mit seinem Bruder. Alfred Nobel (der nun fälschlicherweise für tot gehalten wurde) hatte in seinem Leben verschiedene Sprengstoffarten (wie beispielsweise Dynamit) entwickelt und an deren Verkauf ein Vermögen verdient. Seine Erfindungen wurden teilweise für Kriegszwecke verwendet, was eigentlich überhaupt nicht zu Alfred Nobel, der den Krieg verabscheute, passte. Trotzdem war es natürlich keine allzu grosse Verwunderung, dass man nun in den französischen Zeitungen, die über den vermeintlichen Tod Alfreds berichteten, Titel wie “Le marchand de la mort et mort” (Der Händler des Todes ist tot) lesen konnte. Es ist anzunehmen, dass auch Alfred Nobel etwas davon mitbekam. Was unternimmt also ein alter, vermögender Mann, der genau weiss, wie negativ er nach seinem Tod in Erinnerung bleiben wird, wenn er nichts tut? Alfred Nobel scheint mit dem von seinem Vermögen gespendeten Preis eine passende Antwort auf diese Frage gefunden zu haben. Jedenfalls wird er heute wohl viel häufiger mit dem renommierten Nobelpreis als mit Sprengstoff und “marchand de la mort” in Verbindung gebracht. Die Geschichte eines umstrittenen Mannes, der nach dem Lesen seines eigenen Todesberichts seinen Ruf und die Erinnerung an seine Person ins Gute wenden will, ist auf jeden Fall filmreif.
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