Neben meinen Teilchenphysik-Vorlesungen habe ich in diesem Semester das Fach Introduction to Negotiation besucht. Es wurde von Prof. Michael Ambühl gegeben, der in seiner früheren diplomatischen Karriere an vielen wichtigen Verhandlungen der Schweiz beteiligt war. So agierte er beispielsweise als Chefunterhändler bei der Bilateralen II. In Introduction to Negotiation schauten wir Theorien an, wie man möglichst geschickt verhandelt. Eine Strategie, die wir im Rahmen eines Spieltheorie-Blockes diskutierten, war Tit for Tat. Diese faszinierte mich so sehr, dass ich beschloss im Studentenmagazin Polykum einen Artikel darüber zu schreiben. So here we are:

Eine Strategie aus der Spieltheorie zeigt auf, wie man auch in einem kompetitiven Rahmen kooperativ sein kann. Dazu braucht es nicht nur Nettigkeit, sondern im richtigen Moment auch den Verrat.

Stellt euch folgendes Szenario vor: ein Fahrradrennen, zwei Stars an der Spitze. Sie liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, weitab vom Rest des Feldes. Immer nach zwanzig Kilometern fahren sie an einem Verpflegungstand vorbei. Vor jedem Stand haben sie die Wahl: Entweder können sie ihr Fahrtempo reduzieren und ihre Trinkflaschen auswechseln, oder sie können ein hohes Tempo beibehalten und am Verpflegungsstand vorbeifahren. Ihre Entscheidung können sie nicht von der unmittelbaren Aktion der anderen Person abhängig machen, es bliebe nicht genügend Zeit zum Bremsen. Sie müssen sich eigenständig für eine Aktion entscheiden. Wären sie nicht im Konkurrenzkampf, würden sie ihre Flaschen bei jedem Verpflegungsstand auswechseln. Im Wettstreit spielt es aber eine Rolle, welche Entscheidung der anderen Person sie antizipieren.